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Angesichts der Anzahl der täglichen COVID-19 Neuinfektionen, gibt es eigentlich keinen vertretbaren Grund, den ‚Shutdown‘ zu verlängern.

covid-19 InfektionenDa ein Impfstoff in diesem Jahr sicher keine flächendeckende Anwendung finden wird, würde die Einschränkung des öffentlichen Lebens nur Sinn machen, wenn sie bis Ende des Jahres andauern würde. Das wird sicher niemand ernsthaft in Erwägung ziehen!

Nachdem die Infektionsraten in einen zeitlich linearen Verlauf übergegangen sind, sollten die Maßnahmen beendet werden, die unsere Volkswirtschaft und die Freiheitsrechte der Bürger extrem belasten. Sie konnten den gewünschten Verzögerungseffekt bewirken. Es beruhigt die Experten und die Politik, dass ein Einfluss auf den Verlauf der Pandemie möglich ist, wenn auch extrem teuer.

Sobald der Isolationszustand aufgehoben wird, werden die Fallzahlen allerdings wieder schnell ansteigen. Warum ist das so? Nun das Virus orientiert sich nicht an Trends. Je geringer die Immunität in der Gesellschaft, desto höher werden die Infektionszahlen nach der Rückkehr zum ‚Normalität‘ werden.
Die zweite Welle der Infektionsraten wird nicht niedriger als die erste sein, es sei denn die Herdenimmunität wäre seit der ersten Welle entscheidend gestiegen. Davon wird, bei der aktuellen Infektionsrate von gerade mal ein 1000stel der deutschen Bevölkerung, sicher keine Rede sein können. Einen Effekt in unbekannter Größe wird das veränderte Hygieneverhalten der Menschen sein.

Die Zwangsmaßnahmen waren eine Reaktion auf eine unbekannte Pandemie - Situation und dienten neben dem Zeitgewinn zur Aufrüstung der Klinikkapazitäten auch der Klärung der epidemiologischen Fakten und der Entwicklung von wissenschaftlichen Lösungen.
Leider sind noch nicht alle relevanten Daten über die Verbreitung erfasst, so zum Beispiel die wichtigsten Größen, den wirklichen Anteil an infizierten und immunisierten Bürgern.
Aus Heinsberg werden hier sicher in der nächsten Woche Daten kommen, die mehr Aufschluss über die wirkliche Durchseuchung liefern.

Der wichtigste Grund für die Ausgangsbeschränkungen waren die Befürchtungen, das Gesundheitssystem würde kurzfristig überlastet. Zum jetzigen Zeitpunkt kann wohl Entwarnung erfolgen. Der große Ansturm ist bislang ausgeblieben und die Intensivbetten sind zu einem großen Teil frei. Das wird sich sicher ändern, wenn die Ausgangsbeschränkungen wieder aufgehoben werden. In der aktuellen Situation gibt es eher eine Unterauslastung. Die Krankenhäuser würden bald ihre planbaren Intensivbehandlungen wieder hochfahren, wenn es keine höhere Belegung mit COVID Patienten gibt. Es gab noch nie so viele leere Intensivbetten in Deutschland.

 Warum die Regierung die Beschränkungen bald lockern wird:

  1. Die Politiker sind relativ gut beraten und ausnahmsweise haben die Berater keine Profitambitionen
  2. Es gibt keine zeitliche Perspektive für die aktuellen Maßnahmen. Was erreicht werden sollte, wurde erreicht. Das Virus ist nun da und wird nicht verschwinden. Sich zu verstecken löst zukünftig die Probleme nicht, es schiebt sie auf.
  3. Die aktuelle Situation ist auch von einer gesunden Volkswirtschaft nur kurz zu verkraften
  4. Die Disziplinierung der Bevölkerung ist ebenso nur kurzzeitig möglich
  5. Die Pandemie ist erst zu ende, wenn 60% der Bevölkerung immun sind, denn es gibt in absehbarer Zeit keinen Impfstoff. Bei den aktuellen Fallzahlen dauert es 26 Jahre bis 60% der Bevölkerung immun sind.
  6. Die Ausgangsbeschränkung verhindert eine Immunisierung der Bevölkerung – das ist aber die wichtigste Voraussetzung für ein Ende der Pandemie.
  7. Der Ausbau der Intensivbetten ist so massiv, das er für die zu erwartenden Krankheitsfälle (nach Zahl der aktuellen konstanten Neuinfektionen von 5000 – 7000 pro Tag) viel zu hoch erscheint. Wenn unsere Politiker also nicht planen alle Intensivpatienten aus Italien, Frankreich und Spanien nach Deutschland zu importieren, so planen Sie wohl eine Entwicklung ein, die sich nach dem Ende des Shutdowns einstellen wird. Die Krankenhäuser sind inzwischen dafür gerüstet. Es fehlt lediglich Schutzbekleidung und genügend Personal.

Warum wird der Shutdown nicht sofort beendet?

Das wissen wohl nur unsere Politiker, aber es müsste eben jemand die Verantwortung für die Entscheidung übernehmen. Herr Spahn wird es wahrscheinlich nicht sein, der will ja Kanzler werden. Die Fallzahlen werden und müssen wieder rapide ansteigen, das lässt sich nicht gut vermitteln. Vielleicht kann man einem Virologen die Verantwortung übertragen, nach ihm würde dann eventuell später mal die zweite Pandemie - Welle benannt.
Wahrscheinlich wird man sich auf Länderebene mit allen Ministerpräsidenten auf diesen Schritt einigen und ihn somit gemeinsam verantworten. Das dauert eben etwas.
Die Beschaffung von Schutzkleidung für Klinikpersonal funktioniert noch nicht. Es gibt augenscheinlich noch keine Strategie, wie man die gefährdeten Personengruppen bei einer wesentlich größeren Durchseuchung der Bevölkerung effektiv schützen kann. Das wird wohl der bedeutendste Umstand sein, der den Verantwortlichen gerade auf den Nägeln brennt. Ein zweiter Shutdown wird voraussichtlich kaum durchzusetzen sein und wäre auch für unsere Politik der Unfehlbaren nicht typisch.

Warum wird das Ende des Shutdowns nicht vorab verkündet, damit man sich darauf einstellen kann?

Nun, diese Frage ist sehr einfach zu beantworten – würde das Ende des Shutdowns fünf Tage vor dem Termin verkündet, so würde das dazu führen, dass er fünf Tage vor dem geplanten Termin bereits beendet wäre. Keiner würde sich mehr daran halten. Die Aufhebung wird daher sicher kurzfristig offiziell gemacht. Ich rechne mal mit einer Osteransage der Kanzlerin zusammen mit Herrn Spahn und Prof. Wieler. Auch wird man nicht Friseure öffnen und Nagelstudios geschlossen lassen können. Es wird wohl alles gleichzeitig wieder öffnen. Bei Schulen werden die Kultusminister die Sache vielleicht noch etwas verzögern, denn die müssen sich ja auch noch alle einig werden. Bei Veranstaltungen mit großen Menschenmengen sehe ich für dieses Jahr schwarz. Bei Kinos und Theatern wird man eine Abstands - Regelung finden. In Schwimmbädern sollte das auch möglich sein.

Was kann jetzt getan werden?

Ich denke, es ist dringend angeraten, wirkungsvolle Hilfsmittel und Alternativen zum Schutz von medizinischem Personal und Pflegepersonal zu finden.  Alte und Kranke, insbesondere in Heimen müssen zukünftig viel besser geschützt werden. Hier wurde bereits viel Zeit verschenkt, in der die Situation von Pflegenden und Gepflegten überhaupt nicht berücksichtigt wurde. Die hohen Sterberaten in den Pflegeheimen und der dortige Mangel and Schutzkleidung ist nach meiner Meinung das einzige große Versäumniß der Regierenden.

Der Shutdown war vertretbar und hat sein Ziel in nur zweieinhalb Wochen erreicht. Er sollte schnellstmöglich beendet werden. Eine mittelfristige Strategie bietet er nicht, eine solche muss jetzt aber folgen.

Die Anzahl der Infektionen ist nicht von Relevanz für die schwere des Pandemieverlaufs, sondern die Anzahl der schwer Erkrankten. Je mehr Menschen sich zukünftig leicht infizieren und immunisieren (also insbesondere die jungen Leute), desdo schneller kann man die Alten und Kranken wieder aus einer mittelfristig notwendigen Totalisoliereung holen. Ich denke das die Verantwortlichen in der Lage sind das zu verstehen. Daher werden die strikten Maßnahmen spätestens am 20.4.2020 beendet werden.

Wer sind die leidtragenden einer zweiten Pandemiewelle?

Nun, das ist offensichtlich das Klinikpersonal, das über einen längeren Zeitraum in einem Ausnahmezustand arbeiten muss. Ich kann nur hoffen, das der Staat hier Mittel und Wege findet, diese Belastung auch nur ansatzweise adäquat zu vergüten und diesen Personenkreis vernünftig zu schützen. Es wird in kürzerem Zeitraum mehr Tote geben, wieviel das hängt auch vom Erfolg der Schutzmassnahmen ab. Über den gesamten Pandemieverlauf wird es aber voraussichtlich weniger Tote geben, wenn die Herdenimmunität früher erreicht würde.

Was könnte die Lage überraschend beeinflussen?

Der Impfstoff ist entscheidend. Währe er in zwei Monaten verfügbar und könnte großflächig verabreicht werden, so währe die Überlegung, die Maßnahmen noch so lange auszudehnen sinnvoll. Aber das scheint nicht im Bereich des möglichen zu sein.

Währe das Virus gefährlicher für junge und gesunde Menschen, so wäre die Lage wesentlich dramatischer und die Strategie der Herdenimmunität zu Verlustreich.

J. Voorhoeve am 5. April 2020